Ausstellungsdauer: 16. Juli 1998 – 21. November 1999
Museum für Völkerkunde, Berlin

In Indien sind viele Gläubige der Auffassung, dass das beste Götterbild ein natürlicher, unbearbeiteter Stein sei. In ihm ist die aus sich selbst entstandene Gottheit gegenwärtig, und er schließt alle vorstellbaren Abbilder in sich ein. Die unmittelbare göttliche Präsenz im Stein wird durch aufgemalte oder aufgesetzte Augen angezeigt. Man richtet die Augen auf die Gottheiten, um im Blickkontakt mit ihnen die göttliche Energie zu spüren und sich ihre Wohlwollens zu vergewissern. Diese visuelle Kommunikation, Darshan genannt, ist eines der wichtigsten Rituale im täglich praktizierten Hinduismus. Das Nebeneinander von bildhaften und abstrakten Götterdarstellungen hat in Indien eine Jahrtausende alte Tradition und prägt vor allem die Bereiche, denen die meisten Ausstellungstücke angehören: die dörflichen Schreine und die häuslichen Altäre. Die Bronzen spiegeln volksreligiöse Aspekte des Hinduismus und religiöse Vorstellungen der Adivasis wider. Kunstwerke aus diesem Bereich waren bisher noch nie in Berlin zu sehen. In der Ausstellung werden die Objekte so präsentiert, dass einerseits die Originalität der lokalen Kunsttraditionen zu erkennen ist, sich andererseits aber auch die visuelle Kommunikation mit den Göttern bei den verschiedenen Anlässen zu Hause und im Tempel, im Alltag und bei Festlichkeiten nachvollziehen lässt. Eine Fotodokumentation gibt Einblicke in den soziokulturellen Kontext der Objekte.