Lebende Gottheiten auf Erden – Indische Volks- und  Stammestraditionen

Ausstellungsdauer: 2. Juli 2006 bis 16. Januar 2007
Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln

Eine Fotoausstellung von Cornelia Mallebrein mit Bronzen aus Privatsammlungen

Die 56 großformatigen Farbfotografien vermitteln Einblicke in vielfältige, jahrhundertealte regionale Traditionen, die bis heute einen sehr lebendigen Teil des reichen kulturellen Erbes Indiens bilden. Sie zeigen Menschen, die Feste begehen und Rituale zelebrieren so wie Medien, die in Trance agieren.
In diesen manifestieren sich die Götter als „lebende Gottheiten auf Erden“.

Zwei Videofilme und zahlreiche Bronzen aus dem ländlichen Indien ergänzen die Fotoausstellung.

Zur Ausstellung fand eine monatliche Vortragsreihe von Frau C. Mallebrein statt.

Nähere Informationen zum Programm finden Sie unter: Begleitprogramm Ausstellung ‚Lebende Gottheiten auf Erden‘.

Vortragsreihe von Dr. Cornelia Mallebrein:

am 06.08.2006
Lebende Gottheiten auf Erden – Trance und Heilung in Indien

Gottheiten, die sich in Menschen zeigen und durch sie sprechen, sind ein in ganz Indien weit verbreitetes Phänomen. Von den Gläubigen werden diese ‚lebenden Gottheiten’ als wirklich präsent empfunden, und man möchte mit ihnen kommunizieren. Interessanterweise gewinnt diese Tradition heutzutage in Indien zunehmend an Bedeutung. Darin spiegelt sich das wachsende Bedürfnis der Menschen nach einem direkten Dialog mit dem Göttlichen wider. Die Antworten des Mediums besitzen für die Gläubigen unanfechtbare göttliche Autorität – das ‚göttliche Auge’ sieht und entdeckt alles, nichts bleibt ihm verborgen.
Der Vortrag beleuchtet drei Varianten göttlicher Manifestationen im ländlich-tribalen Orissa. Dias und kurze Videosequenzen zeigen, welche Dynamik diese ‚Gottheiten auf Erden’ entwickeln.

am 03.09.2006
Die ‚wilde Göttin‘ – Macht und Energie indischer Göttinnen

Die indischen Göttinnen – sie werden geliebt und gefürchtet. Ihre Macht gilt als umfassend und schwer zu kontrollieren. Der Vortrag beleuchtet verschiedene Aspekte der Shakti, der Energie, Macht und Stärke in­discher Göttinnen. Sie kann mild und friedvoll, aber auch wild und zerstörerisch sein. Überall kann sie sich manifestieren, denn die Göttin entsteht aus sich selbst heraus. 
Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf ausgewählten, bislang kaum bekannten regionalen und lokalen Göttinnen Indiens. Er führt ein in eine faszinierende Welt religiö­ser Traditionen mit ihrem tiefen, ekstatischen Glauben an die weibliche göttliche Macht und Energie. Er beleuchtetaber auch neuere religiöse Entwicklungen, so den Einzug der Göttinnen ins World Wide Web. Dias und ein Videofilm begleiten den Vortrag.

am 01.10.2006
„Diebesgötter und Ahnengeister“ – Einführung in die künstlerischen Traditionen der tribalen Bevölkerung Indiens

Erst seit wenigen Jahren finden die künstlerischen Traditionen der mehr als 540 Stammesgruppen Indiens wissenschaftliche Beachtung und Wertschätzung. Doch gerade sie faszinieren durch ihre Formenvielfalt, die zahlreichen lokalen Charakteristika und die individuelle Sprache des Künstlers. Der stilistische Reichtum und das hohe Maß an Abstraktion machen ihren Reiz aus. Viele Darstellungen dieser Götter und Geister bleiben dem Blick Außenstehender jedoch entzogen, sie werden an einem geheimen und nur den Familienmitgliedern bekannten Ort aufgewahrt und verehrt.
Der Vortrag mit Dias möchte einen Blick in die Welt der ‚versteckten Götter’ werfen und deren Kultus und Ritual beleuchten. Anhand von Beispielen wird aber auch der rapide Wandel sichtbar.

Orissa, Sora, ritual, annital, house of Landaki

am 05.11.2006
„Gespräche mit den Verstorbenen“ – die Jenseitsreisen der Sora-Schamanen von Orissa

Die Schamanen der Lanjia-Sora von Orissa, einem der ältesten Stammesgruppen in Indiens, leben gleichzeitig in zwei Welten, der realen und einer jenseitigen. In eindruckvollen Tranceritualen stellen sie in ihrer Rolle als Medium den Kontakt zwischen den Lebenden und den Verstorbenen her. Dabei helfen ihnen unterweltliche Partner, mit denen sie in einer ‚Geist-Ehe’ verheiratet sind. Um sie zu ehren, lassen die Schamanen in ihren Häusern eindruckvolle, stark stilisierte Wandbilder anfertigen. Die Intensität, mit der diese Ehe gelebt wird, stellt eine singuläre Erscheinung in der kulturellen und religiösen Vielfalt Indiens dar. Aufgrund der rapiden religiösen und sozialen Veränderungen in den Stammesgebieten Indiens wird diese Tradition in wenigen Jahren nicht mehr existieren. wird. Der Diavortrag gibt einen Einblick in diese einzigartige Welt der Lanjia-Sora und die Tradition der Wandbilder. Begleitet wird der Diavortrag von einem Videofilm.